Schlaf als Schlüssel zur emotionalen Regulation

Für viele Kinder mit neurologischen Besonderheiten wie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung), ADS (ohne Hyperaktivität) oder dem Asperger-Syndrom ist die Welt ein lauter, überwältigender Ort. Reize, soziale Erwartungen und emotionale Anforderungen können zu innerer Anspannung, Reizbarkeit und einem chronisch erhöhten Stressniveau führen. Besonders deutlich wird das häufig in der Nacht – dann, wenn der Tag eigentlich zur Ruhe kommen sollte.

Studien und Erfahrungsberichte zeigen zunehmend: Gemeinsames Schlafen, etwa im Familienbett oder im Elternschlafzimmer, kann gerade für Kinder mit diesen Diagnosen eine große entlastende Wirkung haben.


Warum der gemeinsame Schlaf so gut tut

  1. Emotionale Sicherheit reguliert das Nervensystem
    Kinder mit ADHS oder im Autismus-Spektrum haben häufig Schwierigkeiten, sich selbst zu regulieren. Körperliche Nähe – etwa durch einen vertrauten Elternteil im selben Bett – wirkt wie ein emotionaler „Anker“. Sie hilft dem Kind, sich sicher zu fühlen und den Stresspegel zu senken. Der nächtliche Cortisolspiegel (Stresshormon) sinkt, der Parasympathikus (Ruhe-Nerv) wird aktiviert.

  2. Weniger Schlafprobleme, mehr Tiefschlaf
    Viele Kinder mit ADHS oder Asperger kämpfen mit Ein- und Durchschlafproblemen. Im gemeinsamen Schlaf fühlen sie sich oft so sicher, dass sie schneller einschlafen und seltener aufwachen. Körperliche Nähe fördert die Ausschüttung von Oxytocin, dem Bindungshormon, das beruhigend wirkt und die Schlafarchitektur verbessert.

  3. Weniger Ängste, weniger Meltdowns
    Nächtliche Ängste, Alpträume oder das Gefühl, „anders“ oder allein zu sein, können besonders belastend sein. Wenn ein Kind sich nachts geborgen fühlt, wird der Tag emotional leichter. Viele Eltern berichten, dass gemeinsame Nächte langfristig zu weniger Wutausbrüchen, Impulsivität oder Angstverhalten führen.


Was sagt die Forschung?

Auch wenn die Forschung noch am Anfang steht, gibt es Hinweise darauf, dass Co-Sleeping bei Kindern mit neurologischen Besonderheiten positive Effekte auf Verhalten, Schlafqualität und emotionale Regulation haben kann. Besonders betont wird:

  • Die Bindungsstärkung zwischen Eltern und Kind

  • Die Senkung von Stressparametern im Blut

  • Eine bessere Reizverarbeitung am Tag durch erholsameren Schlaf

Ein sicherer, emotional regulierter Schlafplatz ist kein Rückzug, sondern eine stabilisierende Basis für die Entwicklung.


Was Eltern wissen sollten

Natürlich ist jedes Kind individuell. Doch wenn dein Kind mit ADHS, ADS oder einer Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert ist, darfst du gängige Schlafregeln infrage stellen. Nähe ist hier oft keine „Angewohnheit“, die man abtrainieren sollte – sondern eine therapeutische Brücke zu mehr innerer Ruhe.

  • Biete sicheren Körperkontakt an, wenn dein Kind das möchte (z. B. Händchenhalten, Kuscheln, Nähe ohne Reizüberflutung).

  • Schaffe einen festen, beruhigenden Abendrhythmus, bei dem Schlafen nicht als Trennung, sondern als liebevoller Übergang erlebt wird.

  • Lass dein Kind mitentscheiden, wo und wie es schlafen möchte – Selbstwirksamkeit fördert Sicherheit.

  • Vertraue darauf, dass Nähe heilsam sein darf – besonders für Kinder, deren Nervensystem ständig auf „Alarm“ steht.


Fazit: Nähe ist kein Rückschritt – sie ist Stabilität

Gerade Kinder mit ADHS, ADS oder Asperger brauchen nachts keine Erziehung, sondern Verlässlichkeit und Nähe. Wenn sie sich nachts geborgen fühlen, können sie tagsüber freier, stabiler und mutiger durch die Welt gehen. Der gemeinsame Schlaf ist kein Ausweichmanöver – er ist eine Ressource. Und vielleicht der wichtigste Schritt zu einem ruhigeren Nervensystem, besserem Schlaf und mehr innerem Frieden – für das Kind und die ganze Familie.

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